Cover

Echo aus dem Spreewald

Gedichte; herausgegeben von Christiane Piniek; aus dem Niedersorbischen Elke Nagel; Reihe »Die sorbische Bibliothek«
Diese Werkauswahl der Dichterin Mina Witkojc (1893–1975) ermöglicht es dem deutschen Leser, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der niedersorbischen Literatur zu entdecken. Sie bereicherte die sorbische Dichtung um eine unersetzliche Stimme, unverwechselbar und auch heute noch hörbar (Kito Lorenc); dabei haben ihre Gedichte die Gabe, für sich zu sprechen (Katharina Gräbner).

Beschreibung

Diese Werkauswahl der Dichterin Mina Witkojc (1893–1975) ermöglicht es dem deutschen Leser, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der niedersorbischen Literatur zu entdecken. Sie bereicherte die sorbische Dichtung um eine unersetzliche Stimme, unverwechselbar und auch heute noch hörbar (Kito Lorenc); dabei haben ihre Gedichte die Gabe, für sich zu sprechen (Katharina Gräbner). Die Anmerkungen zu den Gedichten und vor allem das einfühlsame Nachwort der Herausgeberin zu Witkojc’ Leben und Werk erhellen hervorragend den historischen Hintergrund und das gesellschaftliche Umfeld ihres Schaffens.

Leseproben

Echo aus dem Spreewald

Das Tor zum Land der Sorben,
das bin ich noch immer,
noch recken meine Wipfel hoch sich in den Himmel,
und altgewordene Bäume schwere, dunkle Fächer
bauen immer noch den Flüssen dichte Dächer.

Die Wasser wie im Sommer, so im Winter fließen,
ihre Wirbel drehen still sich in den Tiefen,
hier und da schon Sumpf und Gras die Flüssen engen,
an manchem Ort sie in ein neues Bett sich drängen.

Erlen, aus dem Sumpf hervorgewachsen, lauschen
der jahrhundertalten Stimme: ihrem Rauschen;
seit langer Zeit schläft in mir eine alte Weise,
in der Nacht in Schilf und Weiden singt sie leise.

Aus der Seele Tiefe still und weich dann klingt es,
altes Lied, den Wenden von den Ahnen singt es,
wie der Mutter Stimme, wenn sie in den Schlaft wiegt
leis ihr Kind, behutsam sorgt sie, dass es warm liegt.

Aber flinke Spinnen ihre Netze weben,
töten drin der Sorben Denken, Fühl´n und Streben;
unsichtbar Millionen Spinnen lauernd liegen,
in den Todesschlaf die Träumenden zu wiegen.

Wind, vom Himmel her durch unser Tal sollst wehen!
Hier auf Erden wir umsonst um Hilfe flehen.
Jage Fäulnis, Tod und Fesseln vor die Türe,
helles Wasser wieder in die Flüsse führe!

Der Schwester

Ich litt, als deine Seele schrie,
sich wand im Schmerz und Traurigkeit,
bei Nachbarn nah, bei Nächsten weit
nach Trost und Hilfe suchte sie,
wo man nur kleine Häppchen spendet,
in bittrem Saft sind sie gewendet.

Lass los, was dich verlassen will!
Bist du nicht reich, hast du kein Glück,
und zahlst du doppelt nicht zurück,
hoff nicht, daß je dich Glück erfüll´!
Glück lügt, es zieht nur zu den Reichen,
von armen Seelen wird es weichen.

Glaub, besser ist´s, daheim zu frieren
und hungrig, durstig dort zu sein,
als traurig betteln gehen, allein
sich wärmen hinter fremden Türen,
wo auch die letzten armen Blüten
ersterben, die noch in dir glühten.

Vertrauen

Wenn dir ein Mensch begegnet ist
Und scheint dir wohlgesonnen,
behandle ihn mit Misstraun nicht,
hast du sein Herz gewonnen.

So wie in dir die Sehnsucht lebt
nach Höherem im Leben,
so glaube, auch der andre pflegt
das Gute zu erstreben.

Inhalt

Jahreszeiten

Hoffnung (Naźeja)
Das tote Vögelein (Njabogi tešack)
An den Wind (Na wětšyk)
Was die Amsel sang... (Což ten kos jo spiwał...)
April (Apryl)
Frühling im Spreewald (Nalěto w Błotach)
Frühling (Nalěto)
In der Nacht zum ersten Mai (W nocy k prědnemu maju)
Die Nachtigall (Syłojk)
Schein, Sonne... (Swěś słyńcko...)
Später Frühling (Pozne nalěto)
Maiennacht (Majska noc)
An die Lerche (Škobrjonkoju)
Juni (Junij)
Ein schöner Tag (Rědny źeń)
Sommer (Lěśe)
Abends in den Feldern (Wjacor we polach)
Wiegenlied (Kolebawka)
Auf dem Heimweg (Domojducy)
Nachtgeschichte (Nocne tšojenje)
Blumen (Kwětki)
Ich sah ein Flüsschen silberhell (Ja wiźech rěcku slobranu...)
Burg (Borkowy)
Sturm (Wichor)
Der Sturm (Wichaŕ)
Gefunden (Namakanje)
Abschmücken des Weihnachtsbaums (Woběranje godownego bomka)
Die Meise am Fenster (Sykorka pśi woknje)
Die Vögel im Winter (Ptaški w zymje)

Sorben, meine Wenden

Echo aus dem Spreewald (Wotgłos z Błotow)
Traum (Cowanje)
Bitte (Pšosba)
Sorbisches Volk (Serbski narod)
Bitte der wendischen Lieder (Pšosba serbskich spěwow)
Bitte der wendischen Kinder... (Pšosba serbskich źiśi...)
Die Sprache der Vorfahren (Prědownikow rěc)
Wendische Weise (Pěseń serbskeje narodnosći)
Sorbischer Sokoł (Serbski Sokoł)
Behütet eure Kücken... (Chowajśo swoje kurjetka...)
Schmetterling (Mjatel)
Bitte am Abend (Głos podwjacorny)

Weggefährten

Erinnerung an das erste Treffen... (Spomnjeśe na prědne zmakanje...)
Geburtstagsgeschenk (Narodninski dar)
Erinnerung an die Lehmhütte (Spomnjeśe na glinjanu budku)
Mato Kosyk zum 75. Geburtstag (Matoju Kosykoju k 75. narodninam)
Arnošt Muka zum 75. Geburtstag... (Arnoštoju Muce...)
Zwei Ebenbilder (Dwě podobiznje)
Mein Komponist (Moj komponista)
Unserem teuersten Freund... (Našomu nejzwěrnjejšemu pśijaśeloju...)
Gruß an den Dichter (Postrow basnikoju)
Viel Glück der „Serbowka“... (Wjele zdara „Serbowce“...)

Was von uns bleibt

Der Schwester (Sotśi)
Fortgegangen (Wotstupjenje)
Ist wohl das Glück für dich erblüht? (Jo gluka tebje zakwitła?)
Vergänglichkeit (Zachadnosć)
Bin ein kleines Licht doch nur (Swětawko som małučke)
Rat (Rada)
In der Nacht (W nocy)
Fluch (Zaklěśe)
Gefesselt schläft der Tag (Źeń w pytach spi)
Wenn Denken erweckt ist (Źož wocuśi myslenje...)
Sei du selbst! (Buź swoj!)
Selber steh! (Stoj sam!)
Kampf (Wojna)
Ein Mittel gegen die Furcht (Srědk pśeśiwo bojosći)
Vertrauen (Dowěra)
Bleib nicht stehn! (Njestoj!)
Liebes dunkles Auge (Lube śamne wocko...)
Sei nicht traurig, Herz! (Njetuž, wutšoba!)
Die Raupe und die Lerche (Guseńca a škobrjonk)
Wellen und Träume vergehn (Žwały a cowanja du...)
Betrachtung (Woglědnjenje)
Sehnsucht (Požedanje)
Weißt du, wo das goldne Glück wohnt? (Wěš, źo bydli gluka złotna?)
Bitte an die Poesie (Pšosba k poeziji)

Erfurter Erinnerungen

Erfurter Erinnerungen (Erfurtske spomnjeśa)

Zusatzinformation

ISBN 978-3-7420-1857-1
Sprache des Artikels Deutsch, Niedersorbisch
Bibliografische Angaben 2001
179 S., Hardcover mit Schutzumschlag
Thema Die sorbische Bibliothek

Verfügbarkeit: Auf Lager

Lieferzeit (Arbeitstage): 2-3

16,90 €
inkl. 7% MwSt., zzgl. Versandkosten

Beschreibung

Diese Werkauswahl der Dichterin Mina Witkojc (1893–1975) ermöglicht es dem deutschen Leser, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der niedersorbischen Literatur zu entdecken. Sie bereicherte die sorbische Dichtung um eine unersetzliche Stimme, unverwechselbar und auch heute noch hörbar (Kito Lorenc); dabei haben ihre Gedichte die Gabe, für sich zu sprechen (Katharina Gräbner). Die Anmerkungen zu den Gedichten und vor allem das einfühlsame Nachwort der Herausgeberin zu Witkojc’ Leben und Werk erhellen hervorragend den historischen Hintergrund und das gesellschaftliche Umfeld ihres Schaffens.

Leseproben

Echo aus dem Spreewald

Das Tor zum Land der Sorben,
das bin ich noch immer,
noch recken meine Wipfel hoch sich in den Himmel,
und altgewordene Bäume schwere, dunkle Fächer
bauen immer noch den Flüssen dichte Dächer.

Die Wasser wie im Sommer, so im Winter fließen,
ihre Wirbel drehen still sich in den Tiefen,
hier und da schon Sumpf und Gras die Flüssen engen,
an manchem Ort sie in ein neues Bett sich drängen.

Erlen, aus dem Sumpf hervorgewachsen, lauschen
der jahrhundertalten Stimme: ihrem Rauschen;
seit langer Zeit schläft in mir eine alte Weise,
in der Nacht in Schilf und Weiden singt sie leise.

Aus der Seele Tiefe still und weich dann klingt es,
altes Lied, den Wenden von den Ahnen singt es,
wie der Mutter Stimme, wenn sie in den Schlaft wiegt
leis ihr Kind, behutsam sorgt sie, dass es warm liegt.

Aber flinke Spinnen ihre Netze weben,
töten drin der Sorben Denken, Fühl´n und Streben;
unsichtbar Millionen Spinnen lauernd liegen,
in den Todesschlaf die Träumenden zu wiegen.

Wind, vom Himmel her durch unser Tal sollst wehen!
Hier auf Erden wir umsonst um Hilfe flehen.
Jage Fäulnis, Tod und Fesseln vor die Türe,
helles Wasser wieder in die Flüsse führe!

Der Schwester

Ich litt, als deine Seele schrie,
sich wand im Schmerz und Traurigkeit,
bei Nachbarn nah, bei Nächsten weit
nach Trost und Hilfe suchte sie,
wo man nur kleine Häppchen spendet,
in bittrem Saft sind sie gewendet.

Lass los, was dich verlassen will!
Bist du nicht reich, hast du kein Glück,
und zahlst du doppelt nicht zurück,
hoff nicht, daß je dich Glück erfüll´!
Glück lügt, es zieht nur zu den Reichen,
von armen Seelen wird es weichen.

Glaub, besser ist´s, daheim zu frieren
und hungrig, durstig dort zu sein,
als traurig betteln gehen, allein
sich wärmen hinter fremden Türen,
wo auch die letzten armen Blüten
ersterben, die noch in dir glühten.

Vertrauen

Wenn dir ein Mensch begegnet ist
Und scheint dir wohlgesonnen,
behandle ihn mit Misstraun nicht,
hast du sein Herz gewonnen.

So wie in dir die Sehnsucht lebt
nach Höherem im Leben,
so glaube, auch der andre pflegt
das Gute zu erstreben.

Inhalt

Jahreszeiten

Hoffnung (Naźeja)
Das tote Vögelein (Njabogi tešack)
An den Wind (Na wětšyk)
Was die Amsel sang... (Což ten kos jo spiwał...)
April (Apryl)
Frühling im Spreewald (Nalěto w Błotach)
Frühling (Nalěto)
In der Nacht zum ersten Mai (W nocy k prědnemu maju)
Die Nachtigall (Syłojk)
Schein, Sonne... (Swěś słyńcko...)
Später Frühling (Pozne nalěto)
Maiennacht (Majska noc)
An die Lerche (Škobrjonkoju)
Juni (Junij)
Ein schöner Tag (Rědny źeń)
Sommer (Lěśe)
Abends in den Feldern (Wjacor we polach)
Wiegenlied (Kolebawka)
Auf dem Heimweg (Domojducy)
Nachtgeschichte (Nocne tšojenje)
Blumen (Kwětki)
Ich sah ein Flüsschen silberhell (Ja wiźech rěcku slobranu...)
Burg (Borkowy)
Sturm (Wichor)
Der Sturm (Wichaŕ)
Gefunden (Namakanje)
Abschmücken des Weihnachtsbaums (Woběranje godownego bomka)
Die Meise am Fenster (Sykorka pśi woknje)
Die Vögel im Winter (Ptaški w zymje)

Sorben, meine Wenden

Echo aus dem Spreewald (Wotgłos z Błotow)
Traum (Cowanje)
Bitte (Pšosba)
Sorbisches Volk (Serbski narod)
Bitte der wendischen Lieder (Pšosba serbskich spěwow)
Bitte der wendischen Kinder... (Pšosba serbskich źiśi...)
Die Sprache der Vorfahren (Prědownikow rěc)
Wendische Weise (Pěseń serbskeje narodnosći)
Sorbischer Sokoł (Serbski Sokoł)
Behütet eure Kücken... (Chowajśo swoje kurjetka...)
Schmetterling (Mjatel)
Bitte am Abend (Głos podwjacorny)

Weggefährten

Erinnerung an das erste Treffen... (Spomnjeśe na prědne zmakanje...)
Geburtstagsgeschenk (Narodninski dar)
Erinnerung an die Lehmhütte (Spomnjeśe na glinjanu budku)
Mato Kosyk zum 75. Geburtstag (Matoju Kosykoju k 75. narodninam)
Arnošt Muka zum 75. Geburtstag... (Arnoštoju Muce...)
Zwei Ebenbilder (Dwě podobiznje)
Mein Komponist (Moj komponista)
Unserem teuersten Freund... (Našomu nejzwěrnjejšemu pśijaśeloju...)
Gruß an den Dichter (Postrow basnikoju)
Viel Glück der „Serbowka“... (Wjele zdara „Serbowce“...)

Was von uns bleibt

Der Schwester (Sotśi)
Fortgegangen (Wotstupjenje)
Ist wohl das Glück für dich erblüht? (Jo gluka tebje zakwitła?)
Vergänglichkeit (Zachadnosć)
Bin ein kleines Licht doch nur (Swětawko som małučke)
Rat (Rada)
In der Nacht (W nocy)
Fluch (Zaklěśe)
Gefesselt schläft der Tag (Źeń w pytach spi)
Wenn Denken erweckt ist (Źož wocuśi myslenje...)
Sei du selbst! (Buź swoj!)
Selber steh! (Stoj sam!)
Kampf (Wojna)
Ein Mittel gegen die Furcht (Srědk pśeśiwo bojosći)
Vertrauen (Dowěra)
Bleib nicht stehn! (Njestoj!)
Liebes dunkles Auge (Lube śamne wocko...)
Sei nicht traurig, Herz! (Njetuž, wutšoba!)
Die Raupe und die Lerche (Guseńca a škobrjonk)
Wellen und Träume vergehn (Žwały a cowanja du...)
Betrachtung (Woglědnjenje)
Sehnsucht (Požedanje)
Weißt du, wo das goldne Glück wohnt? (Wěš, źo bydli gluka złotna?)
Bitte an die Poesie (Pšosba k poeziji)

Erfurter Erinnerungen

Erfurter Erinnerungen (Erfurtske spomnjeśa)

Zusatzinformation

ISBN 978-3-7420-1857-1
Sprache des Artikels Deutsch, Niedersorbisch
Bibliografische Angaben 2001
179 S., Hardcover mit Schutzumschlag
Thema Die sorbische Bibliothek